ORTHODOXEs KIRCHENZENTRUM MÜNCHEN

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1. Biografie[2]

  1. Vater Teofil Părăian, der gebildete geistliche Vater des Klosters Brâncoveanu bei Sâmbăta de Sus im Kreis Braşov wurde am 3. März 1929 in einer Bauernfamilie im Dorf Topârcea, in der Nähe der Stadt Sibiu (Hermanstadt), als ältester von vier Geschwistern geboren. Der künftige Mönch Teofil erhielt den Taufnamen Ioan.
  2. Bewusst ins Leben getreten ist er als Blinder. Deshalb studierte er zuerst zwischen 1935 und 1940 an der Blindenschule in Cluj-Napoca (Klausenburg). Dann setzte er seine Studien von 1942 bis 1943 an einer Blindenschule in Timişoara (Temeschwar) fort. Anschließend besuchte er bis 1948 in Timişoara das normale, theoretische Lyzeum.
  3. Während seines Studiums in Timişoara, lernte er im Alter von 13 Jahren Vater Arsenie Boca kennen (im August 1942), der ihn das Herzensgebet: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes erbarme Dich über mich Sünder” lehrte. Dieses Gebet hat er von diesem Moment an konsequent praktiziert.
  4. Sein Interesse für das geistliche Leben, wie auch eine tiefe innerliche Suche nach Gott führten ihn zwischen 1948 und 1952 zum Studium an die Theologische Fakultät in Sibiu.
  5. Am 1. April 1953 trat er als Novize ins Kloster Brâncoveanu ein. Nach vier Monaten, am 15. August, zum Fest der Entschlafung Mariens (Maria Himmelfahrt) legte er die monastische Profess ab. Als Mönch empfing er den Namen Teofil. Dieser Name ist griechischer Herkunft (Θεός+φίλος) und bedeutet „Gott liebender“ oder „von Gott geliebter“.
  6. Am 15. August 1960, sieben Jahre nach seiner monastischen Profess, ebenfalls am Fest der Entschlafung Mariens, Hauptpatrozinium des Klosters Brâncoveanu, wurde Vater Teofil von dem Metropoliten Nicolae Colan zum Diakon geweiht. Am 13. Mai 1983, mit 30 Jahren monastischen Lebens, davon  23 Jahre  als Diakon, erhielt er von dem Metropoliten Antonie Plămădeală die Weihe zum Priester und zum geistlichen Vater. 1986 wurde er zum Protosynkelos und am 8. September 1988 zum Archimandriten erhoben.
  7. Infolge der politischen Ereignisse vom Dezember 1989 in Rumänien und der wieder gewonnenen religiösen Freiheit, fing Vater Teofil 1992 an auf Einladung von Jugendlichen und Studenten, Vorträge besonders in den Universitätsstädten, aber auch in anderen Städten Rumäniens zu halten, gewöhnlich während der Großen Fastenzeit und der Fastenzeit vor Weihnachten.
  8. 17 Jahre lang hielt er über 200 Vorträge an etwa 40 Orten im In- und Ausland (in Westeuropa und in Griechenland). 15 Jahre war er Ehrengast vieler Jugendlager, die in verschiedenen Klöstern im Kreis Alba organisiert wurden.
  9. Am 29. Oktober 2009 entschlief er nach mehrmonatigem Leiden im Alter von 80 Jahren im Herrn. Davon hatte er 56 Jahre ein monastisches Leben im Kloster Brâncoveanu geführt, mit dem er sich Zeit seines Lebens identifizierte. Sein Leben stand ganz im Zeichen der Glaubensverkündigung. Aufgrund seiner Predigten, Vorträge, gelegentlichen Reden, Interviews und Artikel wurden bis 2009 bereits 40 Bücher veröffentlicht und eine große Anzahl von CDs und DVDs. Sie alle enthalten sein geistliches Erbe und warten darauf, ausgewertet zu werden.

2. Geistliches und theologisches Profil

Vater Teofil Părăian ist eine der wichtigsten Figuren des rumänischen Mönchtums im 20. Jahrhundert. Geboren in Transsilvanien, theologisch ausgebildet an der orthodoxen Fakultät in Sibiu und mit einem 56-järigem Mönchsleben im Kloster Brâncoveanu bei Sâmbăta de Sus, am Fuße der Berge Făgăraş, wurde er geistlich und theologisch von der Tradition des missionarischen, weltlich orientierten Mönchtums in Transsilvanien geprägt, einer Tradition, die er trefflich in seinem Leben und Wirken zum Ausdruck gebracht hat.

Er hat sein geistliches und theologisches Profil in enger Verbindung zu seinen konkreten Lebensbedingungen entwickelt: Zum einen aufgrund seiner besonderen Situation als Blinder, zum anderen wegen der Menschen, denen er begegnet ist, und schließlich wegen der Orte, an denen er gelebt und gelernt hat. Seine Blindheit sah er als Herausforderung, die ihn dazu brachte, den Dingen wie den Verhältnissen jene Aufmerksamkeit zu zollen, denen wir Sehende mit gewisser Oberflächlichkeit begegnen oder sie sogar übersehen. Beschenkt von Gott mit einem außergewöhnlichen Gedächtnis, nahm Vater Teofil schon als Kind alles, was in seiner Umgebung gesprochen wurde, mit besonderer Aufmerksamkeit wahr. Insbesondere empfand er eine besondere Neigung für das lebenspendende Wort im Neuen Testament. All diese Wahrnehmungen konnte er durch seine spätere theologische Bildung anreichern und vertiefen.

Von großer Bedeutung waren für Vater Teofil die Begegnungen mit besonderen, Persönlichkeiten. Außerdem schenkte er dem kulturellen Welterbe große Beachtung, das er als Quelle des Guten und Schönen betrachtete. Vater Teofil sagte, dass ihm zwei Sachen im Leben besonders geholfen haben: der Glaube an Gott und die Kultur: „Mir halfen im Leben der Glaube an Gott und die Kultur. Der Gottesglaube hat mir geholfen, denn ich bin damit in dieser Welt aufgewachsen (…) Die Kultur habe ich  während der Schuljahre wahrgenommen. Weil aber der Glaube immer überhand hatte, ist die Kultur immer in Bezug zum Glauben in mir gewachsen. Ich habe mich sowohl des einen als auch des anderen erfreut und die beiden empfohlen (…) Selbstverständlich kommt die Rettung vom Glauben (…) Wer an Gott glaubt, führt ein Leben gemäß seinem Glauben. Das Maß des Glaubens wird im Leben gezeigt[3]. Wie das Leben eines jeden ist, so ist auch sein Glaube. Es geht nicht, Glauben in der Seele zu haben und ein verschiedenes Leben nach außen (…) Die anfänglichen Gedanken und Taten eines Menschen bestimmen seine weitere Entwicklung. Es muss eine Anstrengung geben. Ein Glaube, der zu nichts führt, ist kein rettender Glaube.”[4]

In seiner missionarischen Tätigkeit hat Vater Teofil hauptsächlich den biblischen und philokalischen Thesaurus, also die im Paterikon und in der Philokalie enthaltene geistliche Erfahrung verwendet, wie auch die Gottesdiensttexte der Kirche. So wählte er als Themen für seine Vorträge und Predigten am liebsten Texte aus der Heiligen Schrift, der Philokalie, aus dem Paterikon oder entnahm sie den Gottesdiensttexten.

2.1. Die neutestamentliche Fundierung seiner geistlichen und theologischen Auffassungen

Schon als Jugendlicher widmete Vater Teofil seine besondere Aufmerksamkeit dem göttlichen Wort der Heiligen Schrift, besonders dem des Heiligen Evangeliums. Er kannte das Neue Testament so gut, dass er bei der Aufnahmeprüfung an der theologischen Fakultät alle darin enthaltenen Bücher aufzählen konnte. Entsprechend widmete er während seines theologischen Studiums viel Zeit und Kraft der Lektüre des Neuen Testamentes, und für seine Diplomarbeit wählte er das Thema „Die Soteriologie des Neuen Testamentes“. Er selbst betrachtete das Evangelium als eine „Ikone in Wörtern“, als „Gelegenheit zur Begegnung mit Christus“, der durch das Wort des Evangeliums mitten unter uns anwesend ist.[5] Folglich bezog er sich ständig auf den Christus des Evangeliums wie auf dessen lebendige Präsenz, die zu uns mittels des evangelischen Wortes ununterbrochen spricht. Er hatte den Mut, sogar die monastische und geistliche Tradition, die er sehr gerne und genau lebte, aus einer neutestamentlichen Perspektive kritisch zu hinterfragen. Er pflegte diese kritische Neubewertung der Tradition aus der Sicht des Wortes des Herrn. Das ermöglichte ihm, eine besondere Frische in die Tradition bringen zu können. So sagte er zum Beispiel angesichts mancher Mönche, die darauf beharrten, sich nicht zu waschen, weil sie dies als Tugend betrachteten: „Ich kann mir den Herrn Jesus Christus nicht schmutzig vorstellen“. Die Predigt von Vater Teofil war ebenfalls auf das Neue Testament gegründet. Überschriften seiner Vorträge wie: „Gottgefällige Menschen im Evangelium“, „Wer ist Jesus Christus?“, „Begegnungen Jesu Christi“, „Zu wenig beachtete Worte im Evangelium“, „Die Bergpredigt und das menschliche Leben“, „Der Mensch des Reichs Gottes“[6], „Angesichts Jesu Christi“, „Mein Gott. Worte aus dem Lukasevangelium“ zeugen davon.  Er empfahl auch den Menschen, täglich zwei Kapitel im Neuen Testament  zu lesen, weil er fest davon überzeugt war, dass das Evangelium das Fundament des christlichen Lebens und der Beziehung des Menschen zu Gott sein muss.

2.2. Die Hervorhebung der Schätze der Philokalie und des Paterikons

Im Kloster kam Vater Teofil in unmittelbaren Kontakt mit zwei Büchern der monastischen Tradition: Die Philokalie (lässt sich mit „Tugendliebe“ übersetzen) und das Paterikon (Buch der Väter). Das sind Anthologien, die eine Jahrhunderte lange monastische Erfahrung enthalten, die zeigt, so formuliert es die Titelseite, der Philakolie „wie der Mensch sich reinigen, erleuchten und vervollkommnen kann“[7]. Hier soll noch erwähnt werden, dass etwa 10 Jahre, bevor Vater Teofil ins Kloster Brâncoveanu eintrat, Vater Dumitru Stăniloae, als er daran ging, die Philokalie ins Rumänische zu übersetzen, einen anderen, bedeutenden Mönch eben dieses Klosters, Vater Arsenie Boca, als Mitarbeiter gewonnen hatte. Deshalb erfreute sich die Philakolie im Kloster besonderer Aufmerksamkeit.

Die Hochachtung Vater Teofils für die philokalischen Schriften, ist  deren Eigenschaft zu verdanken, eine große Hilfe am Werk der seelischen Erneuerung des Menschen zu sein. Vater Teofil hat diese Hilfe durch die Schriften selbst er- und durchlebt; so konnte er zu einem erneuerten Menschen, zu einem ‚schönen Alten’ (καλός γέρον)[8], zu einer Philokalie gemäßen Persönlichkeit werden, zu einem „aus dem Paterikon herabgestiegenen avva“, wie ihn Vater Constantin Galeriu[9] genannt hat. Als Werk der geistlichen Führung und der Verkündigung hat Vater Teofil nachdrücklich die Verwendung dieser Schätze empfohlen und in seinen Vorträgen und Predigten Philokalie- oder Paterikontexte immer wieder zitiert und ausgelegt. Dabei machte er seinen Zuhörern und geistlichen Kindern die gewaltige Bedeutung der Beseitigung  der bösen Gedanken und  Mehrung und Bekräftigung der guten Gedanken deutlich, durch die „Disziplin des Verstandes“, besonders durch das von den Mönchen gesprochene Gebet: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes erbarme Dich meiner, eines Sünders“. Er hob dabei die große Hilfe hervor, die einer im geistlichen Kampf und bei dieser Disziplinierung des Verstandes durch die Philokalie- und Paterikonschriften erfahren kann. Er argumentierte auf diese Weise: „Das Fundament des geistlichen Lebens ist das Denken. Deshalb hat die innerliche Disziplinierung, die Disziplinierung des Denkens im religiösen Leben eine wesentliche Bedeutung (…) Der Mensch, der seinen Verstand diszipliniert hat, gelangt auf diese Weise, schön und nur schön zu denken, schön und nur schön zu leben, und wenn er schön denkt und lebt, ist er glücklich.“[10] Titel seiner Vorträge wie: „Ich und die Philokalie“, „Philokalische Texte, die einem bei der ersten Lektüre imponieren“, „Philokalische Gedanken“, „Die Philokalie und das geistliche Leben“, „An der Schule der Philokalie“, „Das immerwährende Gebet“, „Die Philokalie für alle“ (in dem die Gottesdienste der Kirche als eine Philokalie aller Gläubigen dargestellt wurden), „Was wir vom Paterikon lernen können?“ sind nur einige Beispiele, um die Bedeutung zu verstehen, die Vater Teofil den zwei Werken zuschrieb.

2.3. Die Hervorhebung und Bewertung der liturgischen Tradition der Kirche

Ausgebildet an der Schule der Schrift und in der philokalischen und monastischen Tradition, war Vater Teofil gleichzeitig ein Mensch der Liturgie. Von Kind an hat er in der Atmosphäre der Gottesdienste in seinem Geburtsdorf gelebt. An der Theologischen Fakultät hat er später gelernt, deren Inhalt zu schätzen. Vater Teofil betrachtete die Gottesdienste als das Leben der Kirche und hob die dafür geschriebenen Texte als „das Tosen des Geistes“ oder als „gedankliche Verzierungen der Orthodoxie“ hervor. Er lud seine Zuhörer zur Reflektion über den Sinn ihrer Anwesenheit in der Kirche an den Gottesdiensten ein. So sagte er: „Die Gottesdienste unserer Kirche enthalten die Glaubenslehre der Orthodoxie, eine Lehre, die wir auf eine Weise aus unserer Seele ausgießen. Wir empfangen eben in unsere Seele die Schätze der Orthodoxie durch die heiligen Gottesdienste, wir speichern diese in unserer Seele, und danach gießen wir diese aus und bewirken, dass sie auch für andere Früchte tragen und bestimmend werden.“ Im gleichen Zusammenhang sagte Vater Teofil: „Die liturgischen Texte stammen nicht von den Menschen, sondern von Gott durch den Heiligen Geist. Wenn wir die Gottesdienste verrichten, dann tragen wir das uns vom Heiligen Geist gegebene weiter, wir behaupten es, wir heben es hervor, wir bringen es zur Geltung (…) Die Lehre unserer Kirche ist in den Gottesdiensten enthalten, nicht nur in den Büchern und in der Tradition. Was ist der Vorteil des liturgischen Dienens, wenn wir beim Beten lernen und beim Lernen beten? Worin liegt der Vorteil dieser Situation? Das ist Folgender: Wir lernen auf eine aktive Weise, wir lernen beim Beten, wir lernen nicht über Gott, auch wenn wir über Gott lernen, aber generell lernen wir mit Gott über Gott, wir lernen Glaubenswahrheiten angesichts Gottes (…) Wenn wir zu den Gottesdiensten gehen und diese uns anhören, dann erfahren wir, wer Jesus Christus für uns ist, wie wir uns den Erretter Jesus Christus vorstellen sollen.“ [11]

Parallel zur Hervorhebung der liturgischen Texte bestand Vater Teofil immer auch darauf, dass die Liturgie der Kirche mit der aktiven Teilnahme sowohl der Kleriker als auch der Laien geschehen soll. Das hat er mit einem solchen Nachdruck in der rumänischen Predigt getan, wie kein anderer vor ihm. So betonte er: „Jeder Gläubige muss wissen, dass er nicht einfach nur ein Zuschauer bei einem Gottesdienst ist, kein Assistent, sondern ein Mitwirkender. Jeder am Gottesdienst teilnehmende Gläubige soll die Gewissheit haben, dass er bei der Liturgie mitwirkt; er geht hin, nicht um einen Gottesdienst zu sehen oder zu hören, sondern beim Gottesdienst mitzuwirken. In unserer Kirche gestalten die Liturgie nicht nur die Bischöfe, die Priester, die Diakone und die Kantoren, sondern alle am Gottesdienst teilnehmenden Gläubigen”[12].

2.4. Das geistliche Gleichgewicht und die eucharistische Spiritualität

Vater Teofil gelang es, ein Mensch des geistlichen Gleichgewichts zu sein. Das ist so wichtig für das Leben im Glauben! Jedes Mal, wenn es um bestimmte asketische Anstrengungen ging, war es für Vater Teofil wichtig, diese in Bezug zum normalen Leben und zum Wort des Herrn im Evangelium zu stellen. Er war nicht gegen außergewöhnliche Anstrengungen, aber wusste genau, dass diese zu außergewöhnlichen Menschen gehören und nicht zum täglichem Leben, nicht einmal zum monastischen Leben. Deshalb ermutigte er nicht die Suche nach Leistungen, sondern das normale Leben mit Verantwortung für die konkreten Lebensbedingungen jedes Menschen. In Bezug auf die im Paterikon enthaltene Behauptung eines „abba“, der gesagt haben soll: „Wenn ein Mönch asketisch lebt, genügt es ihm, eine Stunde pro Nacht zu schlafen“, sagte Vater Teofil: „Ich möchte gerne jenen Vater treffen, um ihm zu sagen, dass er im Unrecht ist“. Er selber empfahl, mit Rücksicht auch auf Vater Arsenie Boca, wenigstens sechs Stunden ununterbrochenen Schlaf pro Nacht. Dasselbe Gleichgewicht charakterisierte ihn auch hinsichtlich des Fastens oder der Anwendung der Bußkanones für die Sünden. Im Beichtstuhl war ihm nicht die Größe des Bußkanons wichtig, sondern die Heilung des Sünders.

Für Vater Teofil war die echte Annäherung des Menschen an Herrn Jesus Christus wichtig, und so versuchte er mit allen Kräften den Formalismus zu bekämpfen. Er schätzte die Beichte als ein Mittel geistlicher Erneuerung und empfahl diese sowohl den Mönchen, als auch den Laien. Er sagte über die Reue, dass sie „angesichts der Zukunft“ geschehen soll und „das Verlassen der Sünde“ bedeuten muss. Den Laien empfahl er die Beichte wenigstens vier Mal im Jahr, in den vier Fastenzeiten; den Mönchen aber wie auch denen, die ein intensiveres geistliches Leben führen wollten, die monatliche oder sogar wöchentliche Beichte. Denen, die intensiver um den  geistlichen Aufstieg bemüht waren, empfahl er auch eine häufigere Kommunion. Er selbst kommunizierte fast täglich. Wenn er sich im Kloster befand, konzelebrierte er die Göttliche Liturgie vier Mal wöchentlich und an den restlichen Tagen kommunizierte er lediglich. Vater Teofil unterschied sich auch in dieser Hinsicht von der Mehrheit anderer geistlicher Väter in den Klöstern, die allgemein sehr zurückhaltend sind bezüglich der häufigen Kommunion.

2.5. Der Optimismus, die Freude und die Wertschätzung der Freundschaft

Von Geburt aus mit einer optimistischen Natur beschenkt, steigerte Vater Teofil diesen Optimismus trotz seiner Behinderung und untermauerte ihn mit dem Evangelium und dem Glauben an Gott als Vater. Dieser Glaube an Gott unseren Vater, der „gut und menschenliebend“ ist, der „Erbarmen und Menschenliebe“ hat, der das Heil aller will, denn „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ [13], führten Vater Teofil dazu, das Leben mit viel Vertrauen, mit Freude und Hoffnung zu führen. Hinsichtlich der Herrenworte im Evangelium: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.[14], sagte Vater Teofil: „Wenn wir nur diese von dem Herrn gesagten Worte in Bezug auf die Freude kennten, würden wir bemerken, dass unser Herr Jesus Christus will, dass unsere Seelen freudevoll sind, voll von seiner Freude, von seiner vollkommenen Freude, die keinen Makel und keinen Fehler hat, von Freude in Fülle“[15]. Über die Texte des Evangeliums sagte Vater Teofil, dass diese: „Anlässe zur Freude und Ausrufe der Freude“[16] sind. Er betrachtete die christliche Freude als „überlegen der natürlichen Freude“[17], und war der Überzeugung: „ein guter Christ soll ein Mensch der Freude sein“[18].

Dank dieser Glaubenshaltung war sich Vater Teofil in seinen letzten Lebensjahren der Liebe Gottes für den Menschen sicher, der ihn anruft, weil Liebe auf Liebe antwortet. Sehr oft erinnerte er an das Wort des Vaters Arsenie Boca: „Die Liebe Gottes für den größten Sünder ist größer als die Liebe des größten Heiligen für Gott.“[19] Gestützt auf eine Äußerung im Psalm 20/21, wo über Gott hinsichtlich des Königs David gesagt wird: „Du hast ihm Segen in Fülle für immer gegeben; mit dem Lächeln deines Angesichtes hast Du ihn mit Freude erfüllt“[20] behauptete Vater Teofil, dass Gott uns zulächelt, und dass wir es schuldig sind, ihm auch zu zulächeln. Er ermutigte die Menschen deshalb: „wir sollen uns bemühen so zu leben, dass wir zum Lächeln Gottes für die Menschen werden“[21] . Sogar hinsichtlich der Buße oder der Reue sagte Vater Teofil, diese soll mit Vertrauen auf Gott empfunden werden, also „mit Freude“[22]. Überschriften seiner Vorträge wie: „Über die christliche Freude“, „Der in Liebe wirkende Glaube“, „Orthodoxie und Freude“, „Das Evangelium der Freude“, „Kommt, um Freude zu empfangen“, heben seine Auffassung über die christliche Freude hervor und machen verständlich, warum Vater Teofil auch der Vater der Freude genannt wurde.

Weil er immer auf die Hilfe von anderen angewiesen war, lernte Vater Teofil, neben der Beziehung zu Gott und als deren Konsequenz, die menschlichen Beziehungen zu schätzen, und er würdigte und schätzte die Freundschaft mehr als andere. Er sagte: „Die Freundschaft ist die Einmündung zweier oder mehrerer liebender Wesen. Es ist eine vom Himmel auf die Erde hergebrachte Wirklichkeit, es ist etwas, das aus Gegenseitigkeit, Respekt und Liebe besteht. Ich habe immer Freunde gehabt. Seitdem ich mich erinnern kann, habe ich Freunde gehabt, ich habe Freunde auch jetzt, und nicht wenige, und bin sehr froh, Freunde zu haben. In einem gewissen Maße bin ich auch das Ergebnis meiner Freunde, die mir geholfen haben, Sachen kennen zu lernen, die ich durch meine persönlichen Kräfte nicht hätte kennen lernen können. Es geht um viele Kenntnisse, die ich durch Vermittler gewonnen habe, durch die Hilfe meiner Freunde. Ich glaube an eine echte, heilige und reine  Freundschaft und empfehle diese mit all meinen Kräften [23]. Vater Teofil schätzte die Freundschaft als „heiliges Werk“, als „auf Erden hergebrachtes Teil der Wirklichkeit im Paradies“[24], freute sich Freunde zu haben und sagte, er habe alle Freundschaften für die Ewigkeit programmiert, denn „Sein Herz hat nur Eingänge; aber keine Ausgänge“.[25]

 2.6. Die der Jugend geschenkte Aufmerksamkeit

Eine prägende Eigenschaft im Werk von Vater Teofil war seine besondere Aufmerksamkeit für die Jugendlichen. Er war sich bewusst, dass Jugendliche änderungsfähig sind, dass sie die Zukunft vor sich haben, dass sie die Zukunft der Kirche und der Gesellschaft bilden und deshalb viel Fürsorge und Förderung brauchen. Vater Teofil freute sich, die Jugendlichen geistlich begleiten zu können, ihnen seine Erfahrung und Kenntnisse zur Verfügung zu stellen. Deshalb unternahm er eine Reihe von Reisen, um in den größeren Städten, besonders in den Universitätsstädten auf Einladung von den Jugendvereinen ASCOR[26] und LTOR[27] Vorträge zu halten. Faktisch hatte die Mehrheit der von Vater Teofil gehaltenen Vorträge die Jugendlichen als Zuhörer.

2.7. Die missionarische Verkündigung des Wortes

Bei einer Bilanz gegen Ende seines Lebens vermutete Vater Teofil, dass der von ihm vernommene Auftrag in seinem Leben der eines Verkünders des Gotteswortes war. In Predigten und Vorträgen, in gelegentlichen Reden oder, indem er den Pilgern das Kloster Brâncoveanu vorstellte, agierte Vater Teofil als ein Verkünder des Evangeliums. Er sprach über seine Freude ein orthodoxer Christ und Mönch, ein Diener Gottes sein zu dürfen, er sprach mit den Menschen über Gott aus der Fülle seines Herzens. Vater Teofil lebte auch aus dem transsilvanischen Mönchstum, das durch seine Aufgeschlossenheit zur Welt gekennzeichnet ist, und von einem Missionsgeist außerhalb  der Klostermauern, um den Glauben der Menschen zu festigen. War doch der orthodoxe Glaube unter den Gläubigen in Transsilvanien einem größerem zerstörerischem Identitätsdruck ausgesetzt, als in anderen rumänischen Provinzen. Dank seiner mannigfaltigen Predigten und Vorträge wurde Vater Teofil als ein Chrysostomos (Goldmund) der rumänischen Orthodoxie bezeichnet. Durch Predigten, durch das Wort wurde er allmählich in Rumänien als Bote der christlichen Freude wahr genommen, der die gute Botschaft  von Gott durch eine wahrhaftig apostolische Tätigkeit verkündigt hat. Die Hunderte von ihm gehaltenen Vorträge, so wie die zahlreichen Bücher mit Predigten und Interviews bilden nun ein reiches geistiges Erbe und geben ein Zeugnis, dass der treueste, aussagekräftigste und auch zugänglichste Ausdruck des Glaubens die christliche Freude ist.

2.8. Die geistliche Vaterschaft vom Vater Teofil

Eigentlich hätte Vater Teofil den kanonischen Regeln folgend wegen seiner Blindheit nicht zum Diakon und Priester geweiht werden dürfen. Aber hier sah man davon ab, weil man auf seine intellektuellen Gaben, auf seine von ihm gewonnenen Kenntnisse und seine Erfahrung setzte, die er als Geistlicher Vater seinen Kindern vermitteln könnte. Die Worte Seiner Eminenz des Metropoliten Laurentiu von Sibiu hinsichtlich seiner geistlichen Vaterschaft bedürfen keines Kommentars: „Vater Teofil war ein Prediger und Missionar wie kein anderer. Er redete alle Gläubigen an, aber hatte eine besondere Fürsorge für die Jugendlichen. Wir konnten, nur als alles zusammengefasst wurde, feststellen, wie viel Energie er ins Werk setzte. Er hat nie geklagt, er sei müde oder könne nicht mehr. Er ist bis an die Grenzen des Landes und darüber hinaus gegangen, um durch Vorträge, Gottesdienste und Reden die Seelen zu erleuchten. Ich wurde einmal gefragt, wodurch Vater Teofil so viel Erfolg bei der Annäherung der Jugendlichen an Christus gehabt hat. Meine Erklärung ist: Durch seine übernommene geistliche Vaterschaft. Im Moment, wenn sich Vater Teofil einem Jugendlichen annäherte oder ein Junge zu ihm kam, hörte er ihm zu bis zur letzten Offenbarung jenes Verborgenen, das er vor seinen Eltern verheimlichte, und versuchte ihn mit den Beinen auf Erden zu bringen, ihm eine noch von keinem anderen angebotene oder gegebene Chance zu gewähren, um ihn durch seinen Segen dazu zu bringen, sich selber mit seinen persönlichen Bedürfnissen zu verstehen und den Segen Gottes zu empfangen“[28].

Seine Liebe eines Vaters, Bruders und Freundes, die er ausgiebig und freudig denen schenkte, die ihn suchten, sein in der Liebe Gottes für den Menschen begründeter Optimismus, das Geschenk seiner Empfehlungen, die er mit der Kompetenz und der Erfahrung eines Menschen erteilte, der mit dem Streben nach der Vervollkommnung zur „Theosis“ lebte, dazu sein Glaube an die Erneuerungsfähigkeit des Menschen: All dies führten dazu, dass Vater Teofil von sehr vielen Christen gesucht wurde, die nach dieser Umkehr strebten und dabei den Beistand eines Menschen Gottes, eines geistlichen Vaters nötig hatten.

2.9. Die offene und realistische ökumenische Auffassung

Ein anderes Charakteristikum von Vater Teofil, das auch dem transsilvanischen Mönchtum unserer Tage eigen ist, bildete sein aufgeschlossener, brüderlicher, gleichzeitig aber auch objektiver, realistischer Bezug jenseits aller Spannungen zu den Christen anderer Bekenntnisse, wie auch zur ökumenischen Frage. Neben seinem transsilvanischen Geist hatte Vater Teofil sich auch mit sehr viel aus dem Westen stammender, in Braille verfügbarer Literatur beschäftigt. Manchmal sagte er in Anbetracht der Tatsache, dass er die Heilige Schrift auf Deutsch las: „Gott spricht mit mir auf Deutsch“. Er hatte auch viele Kontakte mit Deutschen und Christen anderer Konfessionen. Auch wenn er sich der Glaubensfülle seiner eigenen Kirche bewusst und von ihr überzeugt war, erkannte er auch das Positive an den anderen Konfessionen und überließ die Frage, wer gerettet wird, der Beurteilung Gottes. Bezüglich des Spaltungsskandals und der Kirchenwiedervereinigungsfrage sind folgende Worte des Vaters Teofil deutlich: „Wir beten für die Einigung aller in unseren Gottesdiensten, wenn wir sagen: «Für die Einigung aller lasset uns zum Herrn beten», «Lasset uns einander lieben, damit wir einmütig bekennen», «Die Einheit im Glauben und die Gemeinschaft im Heiligen Geist erbittend, lasset uns selbst und einander und unser ganzes Leben Christus unserem Gott weihen»[29]. Wir haben die Einigung im Auge, aber keine äußerliche, keine aufgezwungene Einheit, sondern eine Einheit im Glauben und im religiösen Fühlen. Selbstverständlich sollten wir uns für die Einigung anstrengen, so wie wir und auch die ökumenische Bewegung diese sehen und im Gebet von Gott diese Einigungsmöglichkeit erbitten, das Uns-Trennende zu beseitigen. Es ist aber sehr wichtig zu wissen und zu merken, dass das Uns-Annähernde wichtiger ist als das Uns- Trennende. Denn das Trennende führt dazu, dass eben dieses Trennende betont wird, und das, was uns annähert, vernachlässigt. Denkt daran, dass in einer kleinen Ortschaft einige Tausende von Menschen wohnen, die sieben Kirchen verschiedener Konfessionen angehören: orthodox, katholisch, evangelisch, reformiert, unitarianisch; sieben Arten von Christen beten zu Gott, jeder in seinem Bethaus. Warum? Weil das Trennende betonter als das Einigende geworden ist. Ich weiß nicht, wie es uns durch menschliche Kräfte gelingen könnte, Eins zu sein; die Menschen haben es geschafft, sich zu trennen. Sie haben es nicht geschafft und schaffen es immer noch nicht, sich anzunähern“.[30]

 

3. Filokalie-mässige Merkmale von Vater Teofil

  • Das Praktizieren des Jesusgebets
  • Klosterleben – 56 Jahre lang ununterbrochenes Leben im Kloster Sambata
  • Oft verwendete Apophthegmata von Vater Teofil:

 

„Das Maß des Glaubens wird im Leben gezeigt[31].

Wie das Leben eines jeden ist, so ist auch sein Glaube. Es geht nicht, Glauben in der Seele zu haben und ein anderes Leben nach außen.“

„Das Fundament des geistlichen Lebens ist das Denken. Deshalb hat die innerliche Disziplinierung, die Disziplinierung des Denkens im religiösen Leben eine wesentliche Bedeutung (…) Der Mensch, der seinen Verstand diszipliniert hat, gelangt auf diese Weise, schön[32] und nur schön zu denken, schön und nur schön zu leben, und wenn er schön denkt und lebt, ist er glücklich.“

Die Reue für die Sünden soll „angesichts der Zukunft“ geschehen. Sie ist „das Verlassen der Sünde“.

Das Wort des Vaters Arsenie Boca: „Die Liebe Gottes für den größten Sünder ist größer als die Liebe des größten Heiligen für Gott“.

 

[1] Es handelt hier um eine bearbeitete Version meines Beitrags „Teofil Părăian (1929-2009): Neuapostel der Jugendlichen und Verkünder der Lebensfreude“, im Band Rumänische Geistliche Väter des 20. Jahrhunderts, Eine Antologie, von Karl Pingera & Ovidiu Ioan, Paulinus Verlag 2024, 535-613.

[2] Für die Darstellung der biographischen Daten habe ich als Grundlage die Biografie verwendet vom Werk Vater Teofil – Der Mensch der Freude bei 80 Jahren, Mappe realisiert vom Kloster Oaşa in Zusammenarbeit mit dem Kloster Brâncoveanu, Verlag Teognost, Cluj-Napoca, Herausgeber Pr. Sabin Vodă und Andrei Rosetti. Viele der in diesem Beitrag enthaltenen Zeugnisse kommen aber direkt aus der unmittelbaren Lebenserfahrung im Kloster Brâncoveanu, wo ich von 1990 bis 2002 ein vertrauter Jüngling des Vaters Teofil sein durfte.

[3] Wörtlich: „Das Maß des Glaubens ist das Maß des Lebens”.

[4] Puncte Cardinale ale Ortodoxiei, Verlag Lumea credinţei, Bucureşti, 2005, 21.

[5] Veniţi de luaţi bucurie, Ed. Teognost, Cluj-Napoca, 254.

[6] Alle bisherigen Überschriften sind einem einzigen Buch entnommen: Din ospăţul credinţei, und enthalten die vom Vater Teofil in Craiova von 1994 bis 2006 gehaltenen Vorträge.

[7] Bei der deutschen Übersetzung der Philokalie steht es auf der Überschriftseite Folgendes: „Philokalie der heiligen Väter der Nüchternheit. Durch sie wird mittels der sittlichen Philosophie im praktischem Tugendleben und in Beschauung der Geist gereinigt, erleuchtet und vollendet“, Verlag Der Christliche Osten, Würzburg 2004.

[8] Im Rumänischen wird der Mönch durch zwei Wörter bezeichnet: „monah“, das die selbe Wurzel wie Mönch hat, und „călugăr”, das aus dem griechischen καλός γέρον stammt.

[9] Convorbiri Duhovniceşti. Ne vorbeşte Părintele Teofil, Ed. Episcopiei Romanului, 1997, Vorwort von Preot Constantin Coman.

[10] Veniţi de luaţi bucurie, 2007.

[11] Comorile Credinţei, Vortrag gehalten in Braşov (Kronstadt) am 26. März 2007.

[12] Veniţi de luaţi bucurie, 246.

[13] Joh. 3,16.

[14] Joh. 15,11.

[15] Daruri din darurile primite, 377.

[16] Ebd., 415.

[17] Veniţi de luaţi bucurie, 35.

[18] Ebd.

[19] Ebd. 125.

[20] Psalm 20/21,6. Es geht um die rumänische Übersetzung des Patriarchen Nicodim Munteanu, die ich getreu ins Deutsche wiedergegeben habe.

[21] Părintele Teofil, „Aproape şi departe”, in Apostolia Nr. 22-23, Januar 2010, 17.

[22] Cuvinte către tineri, 153.

[23] Veniţi de luaţi bucurie, 203-204.

[24] Veniţi de luaţi bucurie, 205.

[25] Ebd., 16.

[26] Verein der rumänischen christlich-orthodoxen Studenten.

[27] Liga der rumänisch-orthodoxen Jugend.

[28] Dr. Laurenţiu Streza, Mitropolitul Ardealului, Teil der Predigt bei dem Begräbnisgottesdienst von Vater Teofil  Părăian, übernommen von der ihm gewidmeten Internetseite: http://parinteleteofil.wordpress.com/bio-bibliografie/despre/, abgerufen am 16.06.2014.

[29] Alle drei Zitaten sind von der Göttlichen Liturgie.

[30] Veniţi de luaţi bucurie, 94.

[31] Wörtlich: „Das Maß des Glaubens ist das Maß des Lebens”.

[32] Schön im theologischen Sinn, im Sinn des Glaubens.